Totes Holz, das ungenutzt in der Gegend herum steht, eine ungemähte Wiese in deren hohen Gras man sich fast schon verstecken kann und ein wilder Steinhaufen - da war wohl wieder jemand zu faul Ordnung zu schaffen und zu halten. So denken selbst heute - in einer Zeit in der doch jeder angeblich ein Naturliebhaber ist - viele Menschen, wenn sie einen Garten sehen, deren Besitzer auch der Natur ein wenig Freiraum lassen. Dabei reichen wenige Minuten der Aufmerksamkeit um die bunte Artenvielfalt in einem naturnahen Garten zu erleben.

Klar, Schönheit ist Geschmackssache. Aber wer einen toten, kahlen, grünen Rasen schöner findet als die Blumenpracht einer naturnahen Wiese kann sich eigentlich nicht guten Gewissens Naturliebhaber nennen. Zumindest hat ein englischer Rasen wenig mit Natur zu tun.

Tiere, denen die meisten Menschen weit weniger Aufmerksamkeit schenken als dem schön schwarzrot gefärbten Hausrotschwanz, der mit den vielen Insekten auf der Blumenwiese seine Jungen im Nest unter dem Dach der kleinen historischen Gartenhütte des Mustergartens fütterte. Grüne Distelfinken und die schönen und recht selten gewordenen Hänflinge sind ebenfalls regelmäßig auf Futtersuche in der Blumenwiese.







Der einen kleinen, naturnahen und fischfreien Tümpel sein eigen nennt, der weiß, wie viel Leben sich dort einfindet. Auch wenn er im Schrebergarten natürlich nicht so groß sein kann wie der im Mustergarten.







Unverfugt und an sonnigen Standorten, sind sie Heimat für Mauer- und Zauneidechsen. Notfalls tun es auch ein paar übereinanderliegende Steine, um den scheuen Tieren Unterschlupf zu bieten. In den Fugen zwischen den Steinen gehen Spinnen auf die Jagd und sie selbst werden wiederum von Eidechsen oder Schlupfwespen gejagt.

Auch hier gilt: Wer Zeit hat zu beobachten und die Geduld, auch mal ohne Fernsehbildschirm ruhig sitzen zu bleiben, der erlebt so manche Episode aus einer alten und immer wieder dramatischen Serie, die da heißt: Fressen und Gefressen werden.
Beispielsweise die seltene Gescheckte Wegwespe, die für ihre große Beute ein Versteck sucht. Nicht etwa, weil sie die durch ihr Gift gelähmte Spinne fressen will, sie benötigt lediglich ein Kinderzimmer für ihren Nachwuchs. Die Schlupfwespe legt nämlich ihre Eier in die gelähmte Spinne und für ihre schlüpfenden Jungtiere ist die Spinne dann nicht nur ein sicheres Kinderzimmer, sondern gleichzeitig auch noch Nahrung. Sie fressen die lebende Spinne nämlich von innen her auf.
Gartenteich, Blumenwiese, Trockenmauer werden rasch besiedelt. Die Streuobstwiese ist dagegen naturgemäß eine Investition in die Zukunft. Nicht nur als Ertragsfläche sondern auch als Lebensraum. In den letzten Jahrzehnten wurde allerdings wenig investiert. Im Gegenteil die Streuobstwiesengürtel, die noch nach dem Krieg die meisten Dörfer im Landkreis umgaben sind heute größtenteils verschwunden und mit ihnen nicht nur der artenreichste Lebensraum Mitteleuropas, sondern auch viele alte Obstsorten.

Namen wie Winterprinz, Brettacher, Schafsnase, Weihnachts- oder Totenapfel zeugen heute noch von der großen Bedeutung, die der Streuobstbau für die Menschen in der Region einst besaß.
Artenreich ist eine Streuobstwiese, weil sie aus verschiedenen Lebensräumen besteht. Da ist zum einen die Blumenwiese mit ihren vielen Insekten und da sind zum anderen die alten, knorrigen Obstbäume, in deren von Spechten gezimmerten Höhlen vom Steinkauz bis zum Wendehals viele seltene Vogelarten nisten. Aber auch für Fledermäuse und für viele Schmetterlinge sind diese Flächen ein wichtiger Lebensraum. Die Streuobstwiese im Mustergarten ist naturgemäß zu klein, um all diesen Tieren ihren Lebensraum zurück zu geben, aber selbst einzelne, alte Obstbäume, wie man sie in vielen traditionellen Kleingartenanlagen findet, können helfen die Wohnungsnot typischer Streuobstwiesenbewohner zu lindern. Vor allem, wenn man noch spezielle Nistkästen für bedrohte Höhlenbewohner anbringt. Nistkästen also, die vor allem für Schnäpper und andere seltene Vogelarten geeignet sind. Der tausendste Meisennistkasten hilft der Natur nämlich wenig.
Hochbeete sind ideal für Kleingärten. So ideal, dass man sich wundert, nicht mehr von ihnen in Schreberanlagen zu finden. Auf kleinstem Raum bieten sie einen optimalen Ertrag. Zwei bis drei Mal soviel wie in einem gleichgroßen Flachbeet kann man in einem Hochbeet ernten. Und das ohne Superdünger. Ihr Geheimnis ist ihr Inhalt: Gartenabfälle, die im Laufe der Jahre verrotten. Wie in einem Komposthaufen entsteht bei der Zersetzung des Pflanzenmaterials Wärme und die heizt das Hochbeet von unten her auf. Ein Hochbeet ist also eine Anbaufläche mit eingebautem Heizkörper. Die Folge: Der Hochbeet-Gärtner kann zeitiger säen und pflanzen als sein Schreberkollege und seine Pflanzen wachsen schneller. Auch weil die sich zersetzenden Pflanzenabfälle der ideale Dünger ist.

Das Beste am Hochbeet aber ist: Es schont den Rücken des Gärtners. Auch ältere oder körperlich beeinträchtige Schrebergärtner müssen also dank des Hochbeets nicht auf ihr liebstes Hobby verzichten, wie beispielsweise auch der vom Bezirksverband rollstuhlgerecht eingerichtete Kleingarten in der Anlage Hagsfelder Allee beweist. Zwei Dinge gilt es zu beachten: Das Hochbeet sollte in NordSüdRichtung angelegt werden und es darf nicht zu breit sein. Ganz ohne Gartenarbeit wächst nämlich auch im Hochbeet nichts.



















