Der Anbau von Feigen
Nicht düngen - nicht gießen - nicht schneiden, das wäre eigentlich die Devise für eine erfolgreiche Feigenkultur - doch ganz so einfach ist es nun auch wieder nicht.
Die Ansprüche an den Boden sind, im Gegensatz zu den meisten anderen Obstgehölzen, nicht sehr hoch. Die Feige wächst im mediterranen Raum auch auf Schutthalden und dem Mittelstreifen der Autobahn. Bevorzugt sind es eher trockene und sonnige Standorte mit kalkhaltigem Boden, Staunässe ist unbedingt zu vermeiden. Für eine volle Aromaausprägung ist viel Sonne und Wärme wichtig.
Nur bei der Jungpflanze ist in den ersten Jahren ein Frostschutz (hohe Abdeckung mit Stroh), sowie moderates, aber gleichmäßiges Gießen und eine angepasste Düngung notwendig.
Ein intensiver Schnitt ist nur bei schwachem Wachstum nötig, um eine Jahrestrieblänge von etwa 30-40cm zu bekommen. Ist der Trieb zu stark, setzt dieser zu spät Früchte an, die dann nicht reif werden. Ebenfalls gibt es dann keine ausreichende Holzreife und diese Triebe frieren über Winter zurück, was ja genau einem erneuten starken Rückschnitt entspricht und das Ganze beginnt wieder von vorne… Das Gleiche passiert auch, wenn Bodenverhältnisse zu gut sind oder zuviel gegossen und/oder gedüngt wird: zu starkes Wachstum, schlechter Fruchtansatz und –ausreife und mangelnde Holzausreife sind auch hier die Folge.
Im Ertragsstadium sollte der Schnitt darauf abzielen, einem Verkahlen der alten Triebe vorzubeugen. Das Schnittsystem entspricht dann eher dem eines moderaten Johannisbeerschnittes auf viel einjähriges Holz und bei dem auch mal gelegentlich ein starker Trieb bodennah rausgenommen wird. Bei zu starkwachsenden Pflanzen empfiehlt sich ein später Schnitt nach dem Austrieb im Mai, das reduziert den Neuaustrieb und bringt dann besseren Fruchtansatz.
Eine Besonderheit der Feige ist deren Blüte, die bildet sich nämlich im Innern des kleinen Fruchtansatzes. Eigentlich ist zur Bestäubung die „Feigenwespe“ nötig, die ins Innere der Feige krabbelt. Aber die gibt es nur im mediterranen Klima, bei uns kann man von einer Selbstfertilität der Feigen ausgehen.
Feigen sind dann richtig reif, wenn sie ihre sortentypische Farbe haben, weich sind und feine Risse zeigen. Dann lassen sie sich unter leichtem Fingerdruck vom Zweig lösen. Reife Feigen sind schnellverderblich und sollten schnell vermarktet oder verarbeitet werden. Wenn die Feigen überreif sind, können aus der Öffnung an der Spitze (dem sogen. Ostiolum) Safttropfen austreten. Dann sind auch ganz schnell Ameisen und Fruchtfliegen da...
Feigen lassen sich durch Steckhölzer vermehren: einfach im Februar/März vom ausgereiften Holz des fingerdicken Vorjahrestriebes ca. 25-30 cm lang schneiden und gleich in den frostfreien Boden stecken. Auch Absenker lassen sich leicht machen: dazu im Frühjahr einjährige Triebe auf den Boden legen, befestigen und abdecken. Nachdem diese Wurzeln gezogen haben, im Herbst von der Mutterpflanze abschneiden und verpflanzen.
Größere Probleme mit Schädlingen gibt es eigentlich kaum, einzig Schildläuse und Spreizflügelmotte (zerfressene Blätter) treten gelegentlich auf. Seit ein paar Jahren gibt es durchaus Probleme mit Kirschessigfliege und Wanzen an den reifenden Früchten.
Das Sortenspektrum zeigt sich etwas unübersichtlich, da „wilde Vermehrung“ von mitgebrachten Urlaubs-Pflanzen und willkürliche Sortennamen durchaus üblich sind.
Es gibt auf jeden Fall drei Typen:
Reine Sommerfeigen (Ertrag nur am letztjährigen Holz).
Reine Herbstfeigen (Ertrag nur am diesjährigen Neutrieb).
„Zweimaltragende“ (Ertrag im Sommer + Herbst)
Feigensorten
Frostharte Sorten: (eine Auswahl, kein Anspruch auf Vollständigkeit!)
gelb-grün: Dalmatie S+H, Adriatic S+H, Volte S+H, Dottato S+H, Osborne prolific S, TV Gene S+H
braun-violett: Dauphine S, Sultane S+H, Doree S+H, Brown Turkey S+H, Longue d`Aout S+H, Madeleine de deux Saisons S+H, Brunswick S+H, Castle Kennedy S+H, Black Jack S+H