07 Sommerschnitt - Unser Fachberater informiert

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Schnittmaßnahmen

Auch während der Vegetationszeit sind Schnittmaßnahmen an den Obstgehölzen möglich. Man sollte sich nur halt über die Auswirkungen im Klaren sein: die Blattmasse und somit die Fotosyntheseleistung werden dadurch reduziert. Deshalb sind solche Maßnahmen nur bei zu stark wachsenden Pflanzen und bei eher zu geringem Ertrag sinnvoll. Denn solange die Früchte dran sind, arbeiten die Blätter primär für deren Versorgung. Und nach der Ernte muss erst noch der Reservespeicher für das nächste Jahr aufgefüllt werden. Die pauschale Aussage „..schneidet man immer nach der Ernte..“ ist einfach nur falsch! Man muss immer die einzelne Pflanze, deren Triebleistung, den Ertrag und den Gesundheitszustand betrachten. Eine solche Arbeit im belaubten Zustand der Pflanze stellt immer eine Wuchsreduktion dar. Wird da zu viel gemacht, kann es zu einem unerwünschten Nachtrieb, ja sogar zur Nachblüte kommen. Ein sach- und fachgerechter Einsatz spart dann auch beim Winterschnitt viel Arbeit: sind die „Wasserschoßer“ im Sommer schon beseitigt worden, müssen die logischerweise im Winter nicht weggeschnitten werden und somit entsteht auch kein übermäßiger Anreiz zum starken Wachstum – und der Baum beruhigt sich und wird regelmäßiger tragen. Ab etwa Anfang September ist dieser Effekt aber vorbei, denn bis dahin wurden schon genügend Reservestoffe eingelagert. Man unterscheidet:

Juni-Riss

  • Uralte Methode bei der Baumerziehung/Formierung: ohne diese Maßnahme funktioniert z.B. die klassische Spaliererziehung absolut nicht. Entspricht so eigentlich dem Ausgeizen bei Tomaten…
  • Ab Anfang Juni möglich, 1-jährige Triebe („Wasserschoßer“) bereits 30-40 cm lang, bzw. besenartig verzweigte (Steinobst) werden am Ansatz ausgebrochen. Die dadurch entstehende Wunde regt den Baum zum Wundverschluss an und hemmt effektiv das Längenwachstum
  • Niemals schneiden, denn das gibt sofortigen, starken (unerwünschten) Neuaustrieb
  • Frühzeitige, verbesserte Belichtung des Bauminnern (Früchte, Blätter)
  • Verbesserung der Blütenknospenbildung (deren Anlage für das nächste Jahr findet im Juni statt!)
  • Keine Gefahr von Sonnenbrand, da die Früchte noch klein sind und eine dicke Schale haben
  • Ein evtl. kurzer Neuaustrieb ist unproblematisch, da sich diese Triebe einen normalen Triebabschluss (= Blütenknospe) bilden
  • Bei zu später Durchführung sind die Triebe an der Basis bereits verholzt und damit nicht mehr so einfach wegzureißen, es bleiben spitze Stummel zurück.
  • Minderung des Stippebefalls bei Kernobst: Calcium-Konkurrenz der jungen Triebe wird rechtzeitig beseitigt. Stippe ist ein Calcium-Mangel in der Frucht (braune Punkte im Fruchtfleisch) resultierend aus der Konkurrenz von junger Frucht und jungem Trieb um das Calcium als Nährstoff (für den Zellwandaufbau notwendig). Dabei wird vom Baum der Jungtrieb in der Versorgung bevorzugt und es kommt, besonders leicht bei wenig Ertrag (= viel Trieb), zu den bekannten Mangelerscheinungen.

Sommerschnitt

  • Erst ab Mitte August, wenn ein Großteil der Triebe das Wachstum eingestellt hat.
  • Wegschneiden 1-jähriger Langtriebe („Wasserschosse“) glatt am Ansatz
  • Die Früchte nicht ganz freistellen, da sonst Gefahr von Sonnenbrand. Vor einer Frucht 3-5 Blätter als Schutz stehen lassen
  • Schnittstellen reizen zum sofortigen Neuaustrieb (noch im September/Oktober), manchmal sogar nochmalige Blüte (die fehlen dann im nächsten Jahr !!). Dadurch ergibt sich ein schlechter Triebabschluss und Gefahr von Pilzbefall und Frostschäden am Holz.
  • Kaum mehr Auswirkungen auf die Anzahl der Blütenknospen, die wurden ja im Juni schon angelegt. Es wird nur deren Versorgung verbessert.
  • Bei Bäumen ohne Ertrag (z.B. im Alternanzjahr oder nach Blütenfrost) sind größere Eingriffe (Entfernen ganzer Äste) durchaus möglich. Auch ein „Fertigschneiden“ besonders starkwachsender Bäume (= Augustschnitt; ohne Winterschnitt im Folgejahr) ist praktikabel, birgt aber die große Gefahr von Nachtrieben, wenn es anschließend noch einen „goldenen Oktober“ gibt.
  • Sauerkirschen und Pfirsiche können nach der Ernte bereits geschnitten werden. Dies empfiehlt sich besonders bei starkwachsenden Bäumen. Da beide Obstarten am 1-jährigen Holz den Ertrag bringen, wird das abgetragene (hängende) Holz auf einen kräftigen 1-jährigen Trieb zurückgenommen. Zu starke (vorzeitig verzweigte) Triebe werden, wenn nicht schon im Juni ausgebrochen, ebenfalls entfernt.
  • Süßkirschen: hier können bei der Ernte im oberen Baumbereich ganze Äste mit den Früchten rausgenommen werden.
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Apfelbaum mit Wunden

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